Von Hans Berg,                                                                                 Über Adolf Bastian
Wissenschaftlicher Beisitzer des Weddinger Heimatvereins.   

Der Vortrag wurde am 26.2.2005 im Auditorium des Ethnologischen Museums in Berlin-Dahlem gehalten. Hintergrund ist, dass nach Bastian im Wedding eine Strasse benannt wurde.

Sehr verehrte Damen und Herren,

es ist für mich eine Freude, Ihnen heute einen Vortrag über Adolf Bastian und seine Beziehungen zu Südostasien halten zu dürfen.

Erste Anfänge der Beziehungen Berlins zu Südostasien und insbesondere zu Indonesien wurden bereits unter dem Großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm von Brandenburg, er lebte von 162O-1688, geknüpft. War doch seine erste Frau, Luise Henriette von Oranien, eine Tochter des Bruders von Morits von Oranien-Nassau und somit Enkelin von Wilhelm von Oranien (woran z.B noch der Name der nördlich von Berlin gelegenen Stadt Oranienburg erinnert). Für seine Kuriositätenkammer im Berliner Schloß ließ der Kürfürst durch seinen Beauftragten im damaligen Batavia, Pohlemann, eine nicht unerhebliche Sammlung von Ethnographica erwerben, sowohl aus Java (z.B. Krisse, Wayangmasken etc.), aber auch von anderen Inseln des Archipels.

So war diese Kuriositätenkammer folgerichtig eine Vorgängerin heutiger Völkerkundemuseen und bei der Gründung hier in Berlin übernahm Bastian diese Objekte, die z.T. noch heute in Dahlem zu bewundern sind.

Als ein zweites erwähnungswürdiges Ereignis deutschen Intresses für Südostasien - hier von Berlin aus - , sei die wissenschaftliche, Abhandlung des genialen und universalen Wilhelm von Humboldts(1767-1835), über die Kawisprache auf der Insel Java gewürdigt, eine Arbeit, die über Jahre währte, und durch den Tod des Meisters 1835 einen jähen Abbruch erfuhr und danach von einem Mitarbeiter vollendet wurde.

Mit diesem Werk hat Wilhelm von Humboldt die Ergebnisse seiner riesigen Sprachforschungen - u.a. die Sprachen der Antike Griechich und Latein, Baskisch, Sanskrit, Japanisch, Chinesisch etc. und durch Vermittlung seines Bruders, des Forschers und Reisenden Alexander (1769-1859), der amerikanischen Sprachen, und vor allem der Sprachen des malaiischen Archipels (also Indonesiens) - gekrönt. Die Ergebnisse seiner riesenhaften - in Europa damals einzigartigen und zuvor noch nie dagewesenen - Sprachforschungen legte Wilhelm von Humboldt eben in diesem, seinem Hauptwerk "Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java" nieder.

Meisterhaft und großartig hat Humboldt in diesem Werk - namentlich in der Einleitung - die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaus und ihren Einfluß auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts analysiert. Überdies hatte Wilhelm von Humboldt 1821 die ersten Schritte der Südostasien- und Indonesienforschung an der von ihm 181O gegründeten Berliner Universität Unter den Linden eingeleitet.

Doch nun zu Bastian und Südostasien.

Bereits zwischen 1861 und 1865 unternahm Bastian seine zweite große Reise, die ihn diesmal nach Süd-, Südost- und Ostasien führte, genauer nach Indien, Burma,Thailand, Kambodscha, Vietnam, erstmals auch Indonesien, den Philippinen, China, der Mongolei und dem Kaukasus.

Bis zum Jahre 1868 fehlte in Berlin , trotz der Aktivitäten A. v. Humboldts als des Nestors der Wissenschaften, jeder Mittelpunkt für die Förderung der damals neuen" Wissenschaft vom Menschen", wie es ihn in anderen Städten, so z. B.in Paris oder London gab, was natürlich vor allem auf die kolonialen Aktivitäten dieser Länder zurückzuführen war.

Zwar hatte Karl Ritter (1779-1859), Stifter der "Gesellschaft für Erdkunde", und der in seiner Physiognomie und in seinem Wesen Alexander von Humboldt so ähnelte, die Absicht, auch in Berlin eine ethnologische Gesellschaft zu gründen, dies wurde jedoch durch seinen Tod (1859, im selben Jahr wie A.v. Humboldt) vereitelt.

Zurück zu seiner großen Südost- und Ostasienreise von 1861-1865 - Quintessenz dieser großartigen Beschreibung war sein 6-bändiges 1866-71 publiziertes Werk “Die Völker des östl. Asiens”. Studien und Reisen. Auf sein 5-bändiges späteres Standartwerk über Indonesien komme ich noch später. Bastian war damit der erste Deutsche, der alle Länder Südost-und Ostasiens bereiste und detailliert und akribisch beschrieb.

1861-1862 bereist mit Bastian erstmals ein Deutscher Birma (das heutige Myanmar) der gründlich und umfassend das damals wie auch dann wieder in der 2.Hälfte des 20.Jahrhunderts weitgehend verschlossene Land beschreibt. Er beginnt den 2.Band seiner Buchreihe mit einer Widmung an seinem Vater, den er so unendlich viel zu danken hat und verehrt. “Dir, lieber Vater, gehören diese Reisen, und Dir ist ihre Beschreibung gewidmet.” Von Madras in Südindien schifft er sich nach Rangun ein.

Mit der Akribie eines Geschichtsschreibers beschriebt er die seit 1762 währenden Spannungen und Konflikte zwischen Birma und England und die daraus hervorgegangenen 2.Aglo-Birmanischen Kriege, die dem Land beträchtliche Gebietsverluste zugunsten Englands einbrachten (der dritte und letzte Krieg der zur völligen Unterwerfung des Landes und Beseitigung der Monarchie führte, hatte noch nicht stattgefunden). Von Rangun, dass schon seit 1824 britisch war und das Leben und die Sehenswürdigkeiten er genau beschrieb zog er den Irawaddy hinauf. Auch hier beschreibt er wieder genau das Leben der Menschen am und mit dem Strom. Das Bastian Interessantes mit einer gehörigen Portion Humor paaren konnte, geht z.B aus seiner Beschreibung der Lieblingsspeise der Birmanen “Ngapie” und deren Herstellung (das ist in die Erde vergrabener Fisch, der zur fauligen Verwesung geführt und mit ranziger Butter eingemacht wird, wobei die Fischer als gläubige Buddhisten, die keine Tiere töten dürfen, gewieft mit viel Erfindungsreichtum das Verbot ihrer Religion umgehen.) Ein anderes Beispiel seines Humors und Selbstironie sei noch aus Oberbirma wieder gegeben: ”Die Morgen und Nächte waren jetzt bedeutend kälter geworden, so dass das Wasser sich beim Baden kalt anfühlte. Als ich mich durch längeres Umherschwimmen erquickt und aus dem Wasser hervorkam, fragte ich nach dem Namen des Flusses in einem nahen Dorfe, und hörte, dass er Mya-goung-pyai oder das lachende Krokodil heiße, und freute mich, nicht weiter zur Erheiterung der garstigen Bestie beigetragen zu haben.” Auf seiner Fahrt den Fluss hinauf sieht er viele Pagoden, Klöster und die wunderbare Tempelstadt Pagan, das für ihn neben das später zu besuchende Angkor sein wohl größtes Erlebnis mit den steinernen Zeugen der buddhistischen und hinduistischen Vergangenheit des südostasiatischen Festlandes sein wird.

Höhepunkt seiner Reise war zweifellos sein, wenngleich unfreiwilliger, Aufenthalt in Mandalay, das seit 1857 Haupt- und Residenzstadt des damals noch unabhängigen Königreichs Birma (das eigentlich fast nur noch Oberbirma umfasste) war, wo er sich durch buddhistische und einheimische Gelehrte eine genaue Kenntnis des Landes, seiner Bewohner, der Geschichte und des Religionssystem des Buddhismus aneignete. Hier war schon seine Vorliebe und sein übergrosses Interesse an dem Buddhismus vorgegeben, wie sie uns später noch in seinen Werken über den Buddhismus in Indien und vor allem auf Ceylon begegnen werden. Bastian erlernte die Landessprache und führte in ihr gelehrige Diskussionen, unter anderem mit dem frommen König Mindon (dem es beschieden war, am Ende seines Lebens in seiner Hauptstadt noch ein großes buddhistisches Konzil zu veranstalten und den Untergang seines Königreiches nicht mehr erleben sollte).Seine ohnehin nicht sehr strenge Haft erleichterte sich Bastian überdies durch die Ausübung seiner ärztlichen Praxis. Mit großer Akribie beschreibt u.a. die wenige Jahre vor seiner Ankunft erfolgte Verlegung der Hauptstadt von Amarapura ins nahe von Mindon neugegründete Mandalay (u.a. aus Angst vor einer britischen Invasion auf dem Irawaddy, aber auch ein Orakel durch Abnahme von Öl in mit diesem gefüllten Gefäßen an den Fundamenten der Tempel von Amarapura) und dessen Anlagen (Königspalast, Pagoden, Klöster etc.).

Er beschreibt den Umzug von Amarapura nach Mandalay – nachdem bereits zuvor die Hauptstadt von Ava nach Amarapura verlegt wurde , wo fast alle Bauten, die aus Holz waren, zerlegt wurden und dann in der neuen Metropole wieder aufgebaut wurden.

Detailliert und kurzweilig ist die Beschreibung der zahlreichen Pagoden des Landes, des birmanischen Lebens (Bei Hofe und beim einfachen Volk; z.B. über Ohrlochstechen, Schauspiel und Puppenspiel, birmanische Denkweise – z.B. die alles beherrschende Geisterwelt de Nats -, freundschaftlicher Umgang mit Prinzen bei Hofe).

Vornehmster Zweck seines Aufenthaltes im Königreich war das Studium des Buddhismus; doch Bastian wollte sich im ganzen Land umsehen, was bedingt durch die anhaltenden Feindseligkeit mit Großbritannien sowie ethnischen Konflikten im Vielvölkerstaat Birma äußerst diffizil war und daher von der königlichen Regierung mit größtem Misstrauen gesehen wurde. Es ergab sich durch Gespräche in Rangun, dass er von der Wiedereröffnung des alten Landweges nach China über Bhamo hörte und diesen Weg wollte er beschreiten. Es kam jedoch anders; er wurde verdächtigt Spion einer fremden Macht zu sein oder eine Verschwörung mit vorzubereiten. Bastians Fehler war es überdies, das er ein Angebot für eine Audienz bei König Mindon nicht wahrnahm. Er musste nun in Mandalay verbleiben, konnte jedoch in einem Landhaus ein angenehmes Domizil finden. Dann kam es doch zur Audienz bei Mindon, der diesen merkwürdigen Fremden, von dem er nicht so richtig wusste was er von ihm halten sollte kennenlernen wollte. Bastian zum frommen König:” Er wolle in Birma den Buddhismus studieren, dem Lande, wo er sich am reinsten erhalten habe”. Damit war das Eis geschmolzen, doch das Misstrauen beim König war sofort wieder da, weil Bastian zum Studium nach Norden reisen wollte. Der König: ” Wenn man studieren, könne man nicht reisen”, er fügte aber einladend und versöhnend hinzu: ” Für das Studium des Buddhismus gibt es kein besseres Land als Birma, in Birma keinen besseren Platz als Mandalay, und in Mandalay keinen besseren als meinen Palast”. Nachdem Bastian die Einladung annahm, sagte Mindon:” Ich selbst werde mich für diese Studien interessieren und ihren Fortgang beobachten”. Bastian schildert weiter die Einzelheiten des birmanischen Buddhismus (z.B. das strikte Tierschlachtungs- und Alkoholverbot des Königs, was zu einer sehr kärglichen, vegetarischen Tafel führte). Erstmals gibt Bastian eine genaue Beschreibung von Birma, von Land und Leute, Sitten, Gebräuche, Religion, Zeremonien und wie ein roter Faden zieht sich sein Gedanke an ethnographischen Erwerbungen. Nachdem Mindon von der Harmlosigkeit Bastians überzeugt war kommt es zu einem letzten Empfang; es werden Freundschaftsgeschenke ausgetauscht und Bastian erhält vom König einen wertvollen Rubinring. Mit einem Empfehlungsschreiben des Hofes zu Mandalay ausgestattet, kann er nun die geplante Reise ins nördliche Oberbirma antreten. Er bereist zuerst das Gebiet der Shin und Shan sowie der Shanberge, besucht den Inlesee mit ihren charakteristischen Beinruderern, dann das Grenzgebiet zu China sowie das Gebiet der Karen und Katschin. Danach geht es wieder zurück ins britische Niederbirma, zur alten Königsstadt Pegu und weiter bis nach Martaban. Weiter geht es nun zum Teil auf Elefanten zur Grenze nach Siam, dem anderen großen buddhistischen Königreich in Südostasien.

Vom britischen Unterbirma kommend, passierte Bastian die Grenze nach Siam (das seit 1939 “Thailand” - Land der Freien - heißt), und von Gebietsabtretungen an England auf der Malakkahalbinsel und Frankreich im Westen Indochinas einmal abgesehen, niemals europäische Kolonie war), und beginnt seine 3.Band gleich mit einer Darstellung des Dreiecksverhältnis England, Birma und Siam. Da England Birma, den alten Feind Siams, der 1767 dessen Hauptstadt Ayuthaia völlig zerstörte, bereits zweimal besiegte und große Teile annektierte, war das Verhältnis England-Siam sehr gut, zumal der König Mongkut, der 1855 einen Freundschaftsvertrag mit England schloß und sein Land dem Westen - so auch Deutschland – öffnete, und auch sein Nachfolger, der große Reformkönig Chulalongkorn (bekannt durch den Hollywood-Film “The king and I” sowohl anglophil und anglophon waren.

Bastian tritt uns auch in diesem Werk als Universalgenie entgegen, der sich als Historiker, Religions- und Sprachforscher und natürlich Ethnologe auszeichnet (z.B. bei der Erzählung über die Gründung Ayuthaias, die auf eine Einwanderung aus Laos zurückzuführen sei. Wir erleben ein genaues Bild, wie die Hauptstadt Bangkok 1862 aussah – gemächlicher als heute natürlich – er geht auf die Beziehungen Siamesen und Chinesen im Lande ein (ein altes Problem in Südostasien), beschreibt die herrlichen Tempel und andere Sehenswürdigkeiten von Bangkok - dem Venedig des Fernen Ostens - und wird von König Mongkut zu einer Audienz empfangen. Wie schon in Mandalay ist Bastian auch in Bangkok eine geschätzte Person am königlichen Hof.

Als Mediziner wie Jurist zeigt er immer wieder Interesse für die einheimische Medizin und Jurisprudenz, worüber er auch ausführlich schreibt. Unerwartete heimatliche Reminiszenzen begegnen Bastian in Bangkoks Tempel; er schreibt:”…Im Vat Suthat hing (folgendes Bild) “Grosse Parade unter Friedrich Wilhelm IV. Unter den Linden””. Auch von Siam, wie von Birma gibt es detaillierte Beschreibungen der buddhistischen religiösen Zeremonien. Ob Landwirtschaft, Währungswesen, Handel, militärische Struktur, Astronomie, Theater, Totenkult, Aberglaube oder Fauna und Flora, für alles interessierte sich Bastian und vermittelte es schon fast bildhaft dem Leser, obwohl Bastians Werke fast nie Abbildungen oder Illustrationen enthalten.

Eine als Anhang in Band 3 (Siam) befindliche Landkarte des südostasiatischen Festlands mit den damals vorhandenen politischen Grenzen (Oberbirma, das östliche Kambodscha und das heutige Vietnam noch unabhängig, das Königreich Laos als Versall Siams und das westl. Kabodscha mit dem halben (westl.) Tonle Sap und den Kmer-Tempelstätten von Angkor bei Siam) konnte erst durch Bastians genaue Angaben ihre Präzision erhalten und wurde so erstmals in Deutschland publiziert.

Reise durch Kambodscha und Cochinchina (das heutige südl. Vietnam, mit Mekongdelta und Saigon; Band 4).

Von Siam aus nach Kambodscha legte er die erste Etappe in einem Boot geliehenen Boot zurück. Das westl. Kambodscha gehörte damls noch direkt zu Siam und wurde von siamesischen Gouverneuren verwaltet. Auch hier galt sein besonderes Interesse dem Buddhismus; zahlreiche Kloster wurden besucht und genau beschrieben. Mit den Äbten pfleget Bastian rege Kontakte. Weiter interessierte er sich wieder für Theater und Schauspiel, besonders mit “Ramakien”, der siamesisch-kambodschanischen Version des Ramayana. Wieder interessierte sich der Mediziner Bastian auch hier für die einheimische Medizin und Krankenheilung. Auch über die Lebensgewohnheiten der Laoten schrieb eingehend. Die Weiterreise zu den großartigen Tempelstätten Angkors erfolgte im Büffelgespann.Erstmals gab es durch Bastian einen Deutschen, der uns genau und detailliert die einzigartigen Tempelanlagen von Angkor Vat und Angkor Thom (Bastian verwendet die siamesischen Bezeichnungen Nakhon Vat und Nakhon Tom), die zu den größten Leistungen der menschlichen Zivilisation gehören, beschrieb.

Der sonst meist trockene Bastian geriet ins überschwängliche Schwärmen, er schrieb:”Die nächsten Tage verbrachte ich mit einem genaueren Studieren dieser so lange gebliebenen Kunstwerke. Sobald das Morgenlicht in den Umgängen deutlicheren Schein verbreitete, begab ich mich mit dem Maler dorthin, um die charakteristischen Szenen und Episoden abzeichnen zu lassen oder die Verzierungen und Inschriften mit Kohlenwachs auf Papier abzureiben” und weiter heißt es:” Vor dem Schlafengehen wanderte ich gern auf der Terrasse umher, wenn der Mond mit geisterhaftem Scheine jenes hohe Denkmal einer untergegangenen Zivilisation begoss und schwankende Schatten um die Monumente spielten, die in deutlichster Sprache von einer glänzenden Vergangenheit redeten…”. Der Besuch in Angkor war zweifellos der Höhepunkt seines Aufenthaltes in Kambodscha. Dann besucht und beschreibt er das Leben am fischreichen Tonle Sap, des größten Binnensees Südostasiens, sowie die Tempel der Cham des alten Königreichs Champa und ihre Nachfahren, die früher Hindus und nun meist Moslems in einer buddhistischen Umwelt waren. In seinem Werk gibt er als erster Deutscher ein umfassendes Wörterbuch der Khmer- und Cham-Sprache mit deutscher Übersetzung.

Er besuchte, wie zuvor in Birma und Siam, die Königsresidenz Udong, wo er vom neuen König - dem der Vater gerade zuvor verstorben war - in Audienz empfangen wurde.

Wie ein Vorgriff auf das unbeschreibliche Schicksal Kambodschas in der 2.Hälfte des 20.Jahrhunderts hört sich das an, was Bastian über das Gespräch mit dem König schrieb:”Der König beklagte sich im Gespräch. (das er mit mir auf siamesisch führte) über das unglückliche Schicksal Kambodschas, immerwährend von Kriegen zerrissen zu sein.

Es sei beständig nötig, neu zu schaffen und das zu Grunde gerichtete frisch aufzubauen.” Der König ließ für Bastian auch die Archive öffnen, damit er die Geschichte des Landes und des Königshauses studieren konnte.

Danach reiste er nach Cochinchina, wo er Zeuge des Beginns der französischen Annektion in Indochina wurde. Er beschrieb das Leben am Mekong und besuchte Saigon, wo sein 4.Band auch endet. Wie zuvor gab er dem Band noch ein Wörterbuch der annamitischen (der heutigen vietnamesischen) Sprache mit deutscher Übersetzung bei.

Reisen im Indischen Archipel , Singapore, Batavia, Manila und Japan (Band 5), Japan habe ich weggelassen, da nicht zu Südost-, sondern zu Ostasien gehörend).

Nachdem hier im Vorwort Bastian ein sehr persönlich-emotionales Credo zu “seiner” neuen Wissenschaft Ethnologie und deren Verbreitung und Anerkennung in den wichtigsten Nationen Europas und Nordamerikas ablegt, folgt eine genaue Singapores und seiner Bewohner, in das er, aus Saigon kommend, am Anfang seiner Reise durch den Indischen Archipel eintrifft. Er beschreibt die Geschichte der “Löwenstadt”, von den sagenhaften Anfänger ihrer Gründung, bis zur Wiederbegründung durch Sir Thomas Stamford Raffles die verschiedenen Völker (chin. Majorität, Malaien, Inder etc.), dann die Eingeboren der Malakka-Halbinsel (Semang, Sakai, Senoi etc.). Er beschreibt die Völker der Andamanen, Sumatras, der Molukken und ihrer Sitten und Geräuche (z.T. vor dem Eintreffen des Islam im Archipel).

Von Singapore über Bangka und vorbei an der Küste Sumatras traf Bastian am 25.4.1864 im Alten Hafen von Batavia, der Hauptstadt von Niederländisch-Indien, ein.

(Batavia trägt seit der Unabhängigkeit Indonesiens wieder seinen alten Namen Jakarta). Durch das von den Holländern in Form eines römischen Triumphbogens im 18.Jahrhundert errichtete “Amsterdamse Port” (nach dem 2.Weltkrieg leider abgebrochen) fuhr er in die Stadt ein. Dort war er Gast im Bremer Handelshaus Büsing und Schroeder (Büsing war sein Vetter). Er wohnte in einem Gartenhaus in Kramat, das damals noch ein Vorort von Batavia war. Auch hier beschreibet er die Geschichte der Stadt (von der Gründung der VOC 1602, Eroberung Jakartas und dessen Zerstörung und Neugründung Batavias 1619 durch J.P. Coen, die angebliche Verschwörung von Pieter Erberfeld 1721, der einen Deutschen Vater hatte und der 1722 von Holländern grausam hingerichtet wurde, das Massaker an den Chinesen 1740, die Zeit des in französischen Diensten stehenden Generalgouverneurs Daendels, des britischen Generalgouverneurs Raffles 1811-1816, und den Aufstand des javanischen Prinzen Diponegoro gegen die Holländer 1825-1830).

Er besucht das großartige 1862 errichtete Museum und die Bibliothek der “Bataviaschen Genotschaapen van Kunsten en Wetenschapen”.

Über den von Daendels angelegten großen Postweg trifft er am 4.Mai 1864 im Vierergespann in Bogor (das damals Buitenzorg=Ohne Sorge hieß), der Sommerresidenz der holländischen Generalgouverneure in West-Java ein. Er gibt eine Beschreibung der Stadt, die zur Zeit des hinduistischen sundanesischen Königreiches Pajajaran Pakuan hieß und dessen Hauptstadt war. Er besucht den 1745 erbauten Palast der Generalgouverneurs, den angrenzenden, von dem Deutschen Reinwardt Anfang des 19.Jahrhunderts angelegten, Botanischen Garten sowie alte Gräber;Opferstätten und Opfergaben. Er beschreibt die Märkte, die in Bogor lebenden Sundanesen, ihre Kleidung, Sitten und Gebräuche. Gewohnt hatte er im berühmten Hotel Bellevue, am Fuße des tätigen Vulkans Salak. Am 4.Mai ist er zum Landsitz des Herrn ten Cate nach Tjambea geritten, für den er ein Empfehlungsschreiben aus Batavia besaß, danach ging es nach Tjibodas, wo sich die Bergregion des Botanischen Gartens zu Bogor befindet. Am 9.Mai reiste er zurück nach Batavia. Er beschreibt nun die Geschichte Java von den sagenhaften Anfängen bis zur Gegenwart, ihrer Sitten Gebräuche, Sagen, religiöse Vorstellungen, gesellsch. Systm, Aristokratie, Beziehungen in vorkolonialer Zeit zu anderen Königreichen, so nach Kambodscha etc.) und hebt besonders die von W.v.Humboldt beschriebene altjavanische Sprache, das “Kawi” hervor.

Abschließend beschreibt er das sehr ungerechte, von Generalgouverneur Bosch 1830 eingeführte Kultursystem (sog. Cultursteelsel) das den javanischen Bauern zwingt, das anzubauen und zu produzieren, was die Holländer wollen.

Am 19.Mai 1864 erfolgt die Abreise aus Batavia nach Manila, der Hauptstadt der damals noch spanischen Philippinen, wo er – zuvor die Insel Borneo passierend – am 28.Mai, um 16.00 Uhr nachmittags, eintraf. Bereits 1853 war er das 1.Mal in Manila.

Wie schon in Batavia suchte er auch hier ein Handelshaus – hier das von Jenny und Co. – um mit Herrn Germann (Teilhaber dieser Firma) zu besprechen, wie die kurze Zeit seines Aufenthaltes am besten zu nutzen ist. Er macht Ausflüge auf Luzon, die er, wie immer, sehr detailliert und mit vielen Informationenversehen schildert. (Beschreibung der Landschaft, der Kirchen und Klöster in diesem einzigen, mehrheitlich römisch-katholischen Land Südostasiens).

Er macht Ausflüge mit dem Schiff oder Pferd und beschreibt alles.z.B. des Arak aus Palmwein, die Schönheit der philippinischen Frauen und ihrer – manchmal recht spärlichen Kleidung, die Vulkane, die Wasserfälle, die Hahnenkämpfe als der beliebtesten Belustugung des Volkes von Manila, die Geschichte der Stadt, des starken Einflusses der Geistlichkeit auf die eingeborene Bevölkerung, über die damals noch gefährlichen Kopfjagerstämme auf Luzon (den Aetas, Kalinga, Bontok, Igoroten, Ifugaos) ihres Totenkultes etc.. Auch über die Geschichte des Landes vor und nach der Eroberung durch Magellan berichtet uns Bastian viel Wissenswertes. -

Sein großes, mehrteiliges Standardwerk über Indonesien, womit er sich als Begründer der deutschen Indonesienforschung - um dies ohne Pathos zu sagen - unsterblich machte, ist betitelt:"Indonesien oder die Inseln des Malayischen Archipels" (Berlin - Dümmler Verlag 1884-1889)

1. Die Molukken (1884)
2. Timor und umliegende Inseln (1885)
3. Sumatra und Nachbarschaft (1884)
4. Borneo und Celebes (1889)

sowie weitere Beiträge und Studien über die Religionen in Indonesien, über Sprachvergleiche, Adatrecht etc.,sowie über die Papuas im heutigen Irian-Jaya.

Sein letztes Werk über Indonesien war das 1899 publizierte "Mitteilungen von seiner letzten Reise nach Niederländisch-Indien".

Zurück jedoch zu seinem Standardwerk, das in vier Lieferungen von 1884-1889 erschien, und sich vor allem mit der Topographie, der Entdeckungsgeschichte, den Vokabularien und den religiösen Vorstellungen seiner Bewohner beschäftigte.

Der Name Indonesien kam erstmals 185O in der Publikation "The Ethnology of the Indian Archpilago and Eastern Asia" auf. Er wurde von den britischen Ethnologen G.W.Earl ("Indonesians") und J.C.Logan ("Indonesia") (185O, S.119) verwendet.

Mit größter Akribie beschreibt er die Einzelheiten dieser Reisen, die bei ihm nicht mehr mit dem bis üblichen Bezeichnungen Niederländisch-Indien, Ostindien oder Insulinde, sondern erstmals überhaupt unter den in dicken, großen Versalien gedruckten Namen "Indonesien" stehen. War er doch ein aufrichtiger Freund des indonesischen Volkes, erkannte er als erster die Einzig- artigkeit und zugleich Mannigfaltigkeit der Kultur des Archipels und stand auf Distanz zur Kolonialherrschaft, die damals - in der Zeit des "Kultursteelsels - besonders hart war. Darunter - also nach "Indonesien" - heißt es dann "oder die Inseln des malayischen Archipels - Reise-Ergebnisse und Studien.

Bereits bei seinem 1.Aufenthalt zu Batavia im April 1864 (s. Die Völker des östl.Asiens,
Bd. 5) äußert er den Wunsch, den ganzen indonesischen Archipel kennenzulernen, einen Wunsch den er ab 1878 mehrfach realisierte und der uns die großartigen Früchte seines Standartwerkes bescherte. Über das Reisen in Indonesien und der damit verbundenen Indonesien-Forschung und deren Entwicklung schreibt er in der IV.Lieferung “Borneo und Celebes”:”Als ich auf der in diesem Werke behandelten Reise wiederum in Java landete, waren die Rundreisen seit langem bereits zur Gewohnheit geworden, hatten indes nur die größeren Inseln in ihre “Echelles” hineingezogen…” weiter heißt es: ”Einige der ausnahmsweise berühmten Häfen wurden im Anschluss an die regelmäßigen Etappen der Postdampfer bald darauf angefügt, und die Fahrten derselben dehnten sich rasch aus, von Jahr zu Jahr in weiteren Kreisen gezogen, betreffs der bis dahin unberührten seitwärts verbleibenden Inseln und Inselchen. Gleichzeitig begann Kenntnis von Indonesien eine überraschend schnell verändernde Gestalt zu gewinnen. Während die Ethnologie bis dahin über Java, Sumatra, Celebes etwas hinaus, sich bald im Schwanken eines alfurischen Hypothesen-Meeres verlor und bis zur Ausdunkelung ins schwarze Papua fortgezogen war, traten damals umfangreiche Monographien ans Licht, gleich denen Campen’s über die Molukken; die wissenschaftliche Bearbeitung des Materials wurde von Wilken in die Hand genommen, und Riedel’s lang vorbereitetes, und lang erwartetes Fundamentalwerk bot eine fest gesicherte Basis, um zu Beginn eines theoretischen Aufbaus ermutigen zu können.”

Der Band III. - Sumatra - (Reise von 1878) beginnt mit dem Vorwort: "In Batavia am 8.August eingeschifft, gelangten wir, nach Sichtung der sumatranischen Berge in die Bay von Lampung, und den Waldhöhenzügen der Küste folgend, auf weiter Fahrt, unter Anlandungen in Telok Bentang (Krohe etc.) und Benculen, nach Padang (12.August), wo ich die Fahrgelegenheit der Post benutze (19.August), welche durch die malerischen Schluchten des Ansteigs nach Padang führte, mit dem Ausblick auf die Halden des Merapi, und dann nach Fort de Kock (Bukit Dingi). Dorthin nach einem Besuche Payakoembus, (in wohlbebauter Ebene mit Palmen- waldungen), zurückgekehrt (25.August), wurde ein Ausflug nach Kota Gedang unternommen, und dann der Weg fortgestzt nach Fort van der Capellen (Batu Sing- kar), wo ich Herrn Resident van Hengst freundliche Unterstützung meiner Nachforschungen verdanke, auf dem Boden des klassischen Menangkabouw; mit Nachklang des Namens im Dorf, von dessen Ältesten mir das in Silber gefertigte Büffelhorn (der Tradition) als Reliquie bewahrt, gezeigt wurde, und in Pajar Rujang (Kampong Gudom) mit altem Wohnsitz des Jang di Pertuang (und Schriftsteinen). Längs des Singkarah-See (am Fuße dunkelbewaldeter Bergwände) wurde dann Padang wieder erreicht (1.September), wo ich mich gast- licher Aufnahme bei Herrn Steffens zu erfreuen hatte, wie bei dem vorigen Aufenthalte bereits gewährt..." Über die Batak's schreibt er u.a.:"...Bei den Battak werden unterschieden, Personen als der ersten Klasse gehörig (Häuptlinge, Adelige, Freie) und Solchen der zweiten Klasse (Frauen, Pfändler, Skla- ven). Die Verwandtschaft bildet die Margas (innerhalb welcher nicht geheiratet werden darf). Verschiedene Marga können zu derselben Gemeinde oder Oeta (aus dem Haupt mit dem Adeligen ind ihrem Gefolge , sowie den Hatlak nadjadjis oder Freien beste- hend) gehören, in Ripe oder Weichbilder (mit einem Ältesten an der Spitze) zerfallend (die aus einer Anzahl Hausgesinde beste- hen). Die vier Marga der Battak (als Saboe, Pokan, Babor oder Pasariboe und Lotoeng) zerfallen in viele Nebenstämme. Das pin- dah marga, das Übertreten in eine andere Marga, streitet mit den Gewohnheiten (v.d. Haan) bei den Batak. jeder Marga der Batak hat seine nationale Melodie. Von den Stämmen der Batak erkennen die Timor (des Tieflandes) und die Karauw-Karauw (des Hochlan- des) die Oberherrschaft Deli's an. Die Gemeinde (der Batak) steht unter dem Oberhaupt oder Pamoesoek mit seinem Stellver- treter (Radja Padoeana), dann die Siobar Ripeh, die Natatras angini radja (Älteste des Adels, Soehoe Soehoes (Vertreter der Hallik padjajis) mit Baijo-Baijo, ferner die Hoeloebalang (Kriegsanführer), die Nataras Ompong dalam (Vertreter des Ompong dalam) und Nataras Pangkoeng dangie (Vertreter der Pangkoeng dangie). Mit Battak wird eine Heide bezeichnet (in Menangkabouw) von battak (hartköpfig), wie Kapalo Battak (ein Hartkopf). Bei Jagd- oder Fischfang ist den Bataks der Gebrauch gewisser Worte verboten., beim Kampfersuchen wird die Hata nipartodoeng genann- te Sprache geredet, bei der Todesklage die Andoeng-Sprache, mit den Dämonen die Hata ni begoe sijar, bei Festen die Hata panga-rakoaon (in Anrufen), in Zauberformeln die Hata tabas, in den Büchern die hata poda oder Lehrsprache. Oppo (Ompoe) heißt Großvater bei den Batak...(Die) Ehe (unter Batak) geschieht durch Kauf oder Mangoli (mal. djujur) und Semendo. Hat der Mann das ganze Kaufgeld (Toehor) für die Frau bezahlt, so ist sie (mit den Kindern) für seine Schulden voll verantwortlich...Der Fürst von Bakara (Si Singa Mangaradja) am Toba-See erhält Huldi- gung unter den Batak (für Ernte). Bei Entstehen eines Wirbelwindes (durch böse Zauberer verursacht) stürmen die Batak mit ihren Waffen darauf ein und errichten dann zur Abwehr ein Vogelbild. Die Wurzelbilder (Mann und Frau sitzend) am Ufer des Beloeroe werden von den Batak besucht (bei Krankheiten). Bei Regen stellen die Batak den Zauberstock oder Tunggal-panaloan mit Kalk bestrichen neben das Feuer, und für Regen übergießen sie ihn mit Wasser...

Ebenso berichtete Bastian noch über andere Stämme Sumatra's (z.B über die Kubus im Palembanger Gebiet) und über die Inseln vor der Westküste (Nias, Enggano) und ihren Bewohnern.

In seiner Beschreibung von Sulawesi (Celebes) und Kalimantan (Borneo) (Reise von 1878) heißt es zu Beginn in der Einleitung:"Bei meiner Ankunft in Makassar (6.Mai) hatte ich mich der Gastfreundschaft des Gouverneurs, Herrn Tromp, zu erfreuen, sowie der an vielseitigen Belehrungen reichen Unterhaltungen, die mir durch Herrn Matthes in bereitwilligster Weise gewährt wurden, als wertvollste Geschenke seitens' solch höchster Autorität. Mit Herrn Dr.Czurda konnte die Herstellungsweise von Sammelungen besprochen werden, und ist seitdem eine ausgiebig zusammengestellte, von ihm nach Europa mitgebracht bei seiner Heimkehr. Herrn Bensbach waren wiederholt Mitteilungen betreffs der Toraja zu danken, sowie ausgewählte Sammelstücke, die dem hiesigen Museum einverleibt wurden.

Nach meiner Besichtigung der Fürstengräber zu Tello (11.Mai) und einem (kurze Anlandung in Pare-Pare eingreifenden) Ausflug (16.Mai) nach Koetai auf Borneo (in Samarinda), wurde bei Rückkehr nach Makassar (2O.Mai) dem Rajah von Goaw (Jung Ayuh) ein Besuch abgestattet (23.Mai). Bei dem Grabmal Tunisumbaya's (in Bontobirain) rührt der Steinbau aus Spellmann's Zeit her, und von den heidnischen Fürstengräbern zu Tummalata, unter denen das Batara-Goaw's hervorsteht, waren einige für mahomedanische Bestatattungsweisen wieder eröffnet worden, wie das Sultan Abdullah's, des ersten Convertiten. Daneben finden sich (jenseits der umschließenden Erdwälle aus Ziegelresten) die Gräber der Priester in Tingimai. Die Abreise von Makassar (26.Mai) führte uns, mit Anläufen in der Bucht von Palos (29.Mai), nach der Bucht von Tontoli (30.Mai), der Bucht von Amurang und dann nach Menado, wo die Alfurengräber, Tembukar genannt, in Augenschein genommen und intressante Mitteilungen von dem alterfahrenen Missionar, Herrn Lindemann, entgegenge- nommen werden konnten. Der letzte Anlegeplatz auf Celebes war Gorontalo (2.Juni), worauf die Fahrt weiterging nach den Molukken (zum Aufenthalt in Ternate)."

Über die Toraja's, dem wohl intressantesten Stamm auf Sulawesi, schreibt er:"Die Torajas (in Celebes) stammen von Tonia Kumbung Ribura (der auf dem Wasserschaum gelebt habende), der aus einem Bambus entstand, als noch alles unter Wasser stand (außer den hohen Bergspitzen). Er wohnt an der Quelle des (bei Jampua, nördlich von Pare-Pare mündenden) Sadang-Flusses. Seine acht Söhne verbreiteten sich über das Land der Torajas, indem einer in Rantebulawan verblieb, einer nach Balanipa wanderte, einer nach Marmasa, einer nach Melabo, einer nach Messaba, einer nach Matanga, einer nach Lengo und einer nach Belua. Bei den Torajas wird der Dewata des Himmels (Dewata Langi), der Berge (Dewata Butu) und der Erde (Dewata Lita) verehrt. Der Tapupu, als Brani (Held) darf es wagen, die Dewata anzurufen (bei Krankheiten, Reispflanzen, Not usw.). Der Tapupu (als Zaubergeist der Vor- fechter) vereinigt den Bräutigam und Braut bei der Hochzeit, wenn ein Büffel geschlachtet wird. Der Tapupu weissagt bei Geburten. Im Todesfall versammeln sich alle Familienglieder, indem jeder ein weißes Stück mitbringt, um den Toten einzuwickeln, bis die Leiche stehen kann, dann wird dieselbe in ein Felsengrab beigesetzt, was verschlossen wird."

In Anschluß fügt Bastian - erstmalig - ein Deutsch-Toraja Wörter- und Zahlenverzeichnis als Anhang hinzu. (Was er übrigens bei fast jeden indonesischen Stamm tat).

Über Kalimantan und seinen Ureinwohnern, den pruttomalaiischen Dayaks schreibt er u.a.:"Verschieden von den See-Dayak (am Sarebas, Sakkaran, Kenawit, Rejang) würden im Innern (s. Low) die Dayak, unter generalisierender Bezeichnung des für Borneo (Pulo Kalimantan) charakteristischen Typus des Archipelagos, auf die Olo-Ot oder Orang Ot (im Quellgebiet des Barito), sowie die Punan (mit Katan und Manketan) führen, während zu den Nadju (mit den Orang Bekompai) die Kayan gehören (mit Tedong, sowie Bere- mus, neben Senguis), und dann die Ibaan (oder Dusun) mit den Murut oder Merut zusammenfallen (in weiteren Beziehungen nach den Sulu hin).

Die Dayak unterscheiden sich (s. Kessel) in den Stämmen von Ost-Borneo (als Pari, von Süd-Borneo (als Bejadjoe), im Nordwesten längs der Flüsse (in Sambas, Landak, Sarawak, Sadong und Sekaijam), in Nord- und Zentral-Borneo (in Brunei und am Kapua) mit den Seeräuber-Stämmen von Batang-lupar und Sarebas, sowie den wilden Nomaden des Inneren, als Punan, Manketta, Wutt oder Ot (und schwarze Urbevölkerung im Nord-Osten als ursprünglichere gesetzt).

Ungefähr ein Drittel der Insel stehen unter holländischer Ober- herrschaft, nämlich Südost- und West-Borneo, während Nord-Borneo in drei Staaten zerfällt, und zwar in das unabhängige von Radjah Brooks regierte Sarawak, das Sultanat Brunei und Sabah oder das Territorium der "British North-Borneo-Company". Die Dayak von Bulungan begreifen die Stämme der Kayan, Banap, Brusus, in Brau finden sich die Dayak-Stämme Sejai und Segah, in Sambalian der stamm der Kelahi (als Dayak) und in Kutei werden unter den Dayak die Tanjung als Kannibalen bezeichnet (auch Modang oder Nginja. Unter den Dayak bei Pasir bilden die Madong den größten Stamm. Die Mandur (Tu-Mandur) wohnen am Kapua. Der Sutur-Ono bewahrt die Suprematie über die Dayak von Siong (mit der Hauptstadt Tellang) oder Patai am Kapua. Ferner zählen dazu die Dusun, Murut, Kadians, Kayan, sowie die Milanows, Tatars, Belanian und Kenawit (alle mit eigenen Dialekten). Zu den Dayak oberhalb Poenoet (am Kapua) gehören die wilden Ketan, Beketan oder Maketan, sowie die Poenan, während die Dayak Kantouw (bei Salimboaw) eine von Norden eingewanderte Kolonie bilden."

So läßt Bastian erstmals Insel für Insel, Stamm für Stamm des Archipels vor dem Auge des Lesers Revue passieren, und eben- falls erstmals stellt Bastian hinter Land und Volk einen neuen Namen, den bis dahin noch niemand kannte: Indonesien.

Insgesamt verfasste Bastian nach meinem Kenntnisstand rund 100 zum Teil sehr umfassende, - wie schon erwähnt - oft mehrbändige Publikationen.

In seinen Werken über Indonesien ließ er sich von einer Zuneigung und Vorliebe für die Bewohner Indonesiens leiten, wie man dies vorher noch nie gekannt und erlebt hat. Die Akribie, mit der er vor Ort recherchiert hat, muß als einzigartig in der Geschichte der europäischen Indonesienforschung des 19.Jahrhunderts gewürdigt werden.

Das Wissen über Indonesien, das er sich in all den Jahrzehnten aneignete und durch seine Werke weitervermittelte, war beispiellos.

Bastians Werke und seine Gedanken wirkten aber auch in den von ihm bereisten Ländern fort, so am meisten in Indonesien.

Nachdem bereits in den letzten Dezennien der holländischen Herrschaft der Name "Indonesien" quasi zum Synonym für das Unabhängigkeitsbestreben geworden war, wählte Sukarno (1901-1970), Führer der Freiheitsbewegung und erster Präsident des Landes, vor fast 60 Jahren (17.8.1945) das von Bastian kreierte Wort ( das aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzt" Indische Inseln" lautet ) auch offiziell zum neuen Staatsnamen des unabhängig gewordenen Archipels.

Bastian gab nicht nur dem Land seinen Namen, sondern war der größte deutsche Indonesienforscher.

Bastian brachte als erster Deutscher Südostasien den Deutschen als Ganzes.

Was vorher nur einzeln, oft lückenhaft und nur nacherzählt wiedergegeben wurde, wird bei Bastian, der alle Länder bereiste, genau beschrieb und große Schätze für sein Museum erwarb, zu einer unübertroffenen Kontinuität. Das Universalgenie Bastian, der Mediziner, Jurist Ethnologe, Lingustiker, Historiker und Geograph trug wesentlich für die hohe Wertschätzung deutscher Wissenschaft und Kultur in Südostasien bei, und schuf mit die Voraussetzung für die bis heute währende Deutsch-Südostasiatische Freundschaft. Was Alexander von Humboldt säte, trug in Bastian überreich Frucht.

Abschließend zu dem Film des RBB über Bastian in Indonesien:

Sinn und Absicht des Films soll es sein, einen der größten deutschen Forscher, der zu Unrecht in Vergessenheit geriet, zu ehren und seine Leistungen bekannt zu machen.

Bastian war, wie der ungleich bekanntere A.v.Humboldt ein Humanist, der die jetzt stattfindende Globalisierung der Erde voraussah und dem die Beschreibung der - seiner Meinung nach - unwiderruflich dem Untergang geweihten Kulturen der Völker der sog. Dritten und Vierten Welt am Herzen lag, bevor es zu spät ist.

Hierfür opferte er sein Vermögen, verzichtete - wie A.v.Humboldt und auch Jagor - auf ein eigenes Familienleben und blieb asketischer Junggeselle.

Heute kommen Wissenschaftler aus den von Bastian bereisten Ländern – so auch aus Süd- und Südostasien - nach Berlin ins Ethnologische Museum um sich mit den Kulturen ihrer Ahnen bekannt und vertraut zu machen, da Bastians düstere Prophezeiung Wirklichkeit wurde und diese Kulturen vielfach in ihrer Heimat (z.B.Afrika, Südsee etc.) untergingen.

Diese Kulturen waren und sind - genauso wie berühmte historische Bauwerke - Teil des Weltkulturerbes der Menschheit. Der Erhalt der Kulturen bzw. Dank Bastians Sammlungen und Beschreibungen der Versuch sie dort, wo sie nicht mehr vorhanden sind, zu reaktivieren, ist die Aufgabe der heutigen Ethnologie.

Dies alles zu zeigen in einem Film den es in dieser Form bisher noch nicht gab, ist die wohl würdigste Form, um Bastian - der am 3.2.2005 seinen 100.Todestag beging - zu ehren.

Sehr verehrte Damen und Herren, ich bedanke mich sehr für Ihre Aufmerksamkeit, und hoffe es hat Ihnen gefallen !

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