Der Weddinger Heimatverein besteht nunmehr seit 25 Jahren

Erinnerungen an die Gründung des Weddinger Heimatvereins
Bernd Schimmler
(Panke-Postille, Heft 1 - 1993)

Als das Kind endlich einen Namen hatte, wurde nicht nur die Geburt, sondern auch die Namensgebung zünftig gefeiert. Die Bezirksbürgermeisterin Erika Heß, der BVV-Vorsteher Werner John und der Gründungsvorsitzende Dr. Walter Grimm luden gemeinsam mit dem Hausherrn, Herrn Prof. Dr. Wackerbauer, in die Versuchs- und Lehrbrauerei in der Seestr. 12. Dort feierte man die Geburt des Heimatvereins und seine Namensgebung am 9. November 1984 nicht nur mit Bier aus der Versuchsbrauerei, Schnaps aus dem Institut für Gärungsgewerbe, sondern auch mit vorzüglichen Würsten aus der Fleischerei Urland und ihrem damaligen Inhaber Herrn Kochinke. Selbst der Leiter des Weddinger Standesamtes, Herr Matthes, stand als Taufpate zur Verfügung und bekundete die Geburt des Vereins mit launigen Worten.

Von der Weddinger Prominenz war alles vertreten. Hinzu kamen aber auch Gäste aus dem Lahn-Dill-Kreis, dem Partnerkreis des Bezirkes.

Ebenso waren die Herren Wenz vom Karstadt-Konzern und Dunst und Knetsch von der Sparkasse mit von der Partie. Auch ein alter Weddinger Geschäftsmann war vertreten: Herbert Wittler, von der damals gerade aufgelösten Brotfabrik Wittler, der über den Heimatverein dem Weddinger Heimatmuseum zahlreiche Ausstellungsstücke zur Verfügung gestellt hat. Erika Heß sandte ein Grußwort, das auf der Feier verlesen wurde.

Die Gründung selbst war offiziell schon viel früher erfolgt. Schon lange hatten sich Weddinger, die sich für die Geschichte interessierten, für die Gründung eines Heimatvereins stark gemacht. Das Heimatmuseum residierte in den Räumen der jetzigen Musikschule und war eigentlich nur ein Archiv, das Wolfgang Eckert gerade aus seinem Dornröschendasein befreite. Es gab in der Bezirksverordnetenversammlung immer wieder Überlegungen für einen Partnerschafts- und Heimatverein. Aber beides wollte nicht richtig gelingen. Um allerdings ein Heimatmuseum durchzusetzen, schien es vielen richtig, endlich einen Heimatverein zu gründen.

Treibende Kräfte waren hierfür die Bezirksbürgermeisterin und der damalige Vorsteher Werner John sowie Edwin Feldner und der Unterzeichner. Noch lange vor dem Gründungsakt schaute man sich um, wer Interesse haben könnte. Die Phalanx der Gründungsmitglieder zeichnete sich bald ab. Daß Horst Löwe mit seinen unschätzbaren Kenntnissen über die Weddinger Nachkriegsgeschichte mit dabei sein würde, war bald klar. Gleiches galt für Gerhard Trampenau, der dem Bezirk nicht nur 1946 als jüngster Bezirksverordneter, sondern später auch als Stadtrat diente. Klaus-Günter Grothe hatte sich immer wieder in der BVV für die Schaffung eines Heimatvereins eingesetzt.

Dass sich Hans-Rainer Sandvoß, der gerade an seinem Buch über den Widerstand im Wedding arbeitete, ebenfalls mitengagiert, war gegeben. Dieses galt auch für die rührige Chefin der Volkshochschule Ursula Diehl und den Vorsitzenden der CDU-Fraktion, Heribert Gawin. Alle tauschten sich schon einmal über Satzungsentwürfe aus. Herr Grothe wies den Weg zu einem Kenner von Satzungen, und so überlegte man auch schon, wie der Vorstand des Vereins aussehen könnte. Aber niemand wollte den Vorsitz übernehmen. Es gab jedoch noch einen, der mit seinen Kenntnissen über den Wedding, in dem er seit Jahren gearbeitet hatte, brillieren konnte: der ehemalige Amtsarzt Dr. Walter Grimm, der zu diesem Zeitpunkt eine schöne Broschüre über das Weddinger Gesundheitswesen herausgebracht hatte.

Es war nicht schwer, ihn zu überzeugen. Dann ging alles sehr schnell: Am 6. Juni 1984 fand die offizielle Gründungsversammlung statt, an der alle genannten Personen teilnahmen und den Verein aus der Taufe hoben.